MTG - Kartenwahlen in Pioneer

Einleitung

Pioneer ist derzeit das am besten konstruierte Magic-Format. Für mich vereint Pioneer die besten Eigenschaften von Modern und Standard. Wie bei Standard ist der Einstieg in das Format nicht prohibitiv teuer. Das vermeintlich beste Deck im Format, Izzet Phoenix, kostet etwa 300 Dollar. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu den meisten Modern-Decks, die viel teurer sind und es neuen Spielern schwer machen, bei Modern einzusteigen. 

Es ist auch ein Format, bei dem der Combat oft eine wichtige Rolle spielt - ich geniesse es, ein Spielfeld voller Kreaturen zu haben, mein Gegner ebenfalls, und spannende Angriffs- und Blockberechnungen anzustellen. Die Manabasis ist ähnlich wie bei Standard, da es in Pioneer keine Fetchlands gibt (man muss nicht jede Runde mischen!). Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass die beiden Top-Decks in Pioneer beide Zwei-Farben-Decks sind. Fünf-Farben-Decks gibt es zwar, aber das geht zu Lasten der Konsistenz. 

Im Gegensatz zu Standard und Modern ist Pioneer ein nicht rotierendes Format. Standard rotiert alle zwei oder drei Jahre, nach der Rotation sind alte Karten nicht mehr legal. Bei Modern ist es anders: Modern rotiert jedes Mal, wenn ein neues Modern Horizon-Set gedruckt wird, und obwohl die alten Karten legal bleiben, sind sie nicht mehr relevant. 

Modern hat eine aktive Gemeinschaft und es gibt viele Modern-Events. Hier in der Schweiz haben wir eine wachsende Pioneer-Gemeinschaft und es gibt wöchentliche Events in vielen Teilen des Landes. Derzeit ist es schwierig, Standard-Events für das Papierformat zu finden.

Kartenwahl ist entscheidend

Wir kommen gerade von einer spannenden Pro Tour, die ein neues Deck eingeführt hat: Rakdos Vampires. Rakdos Vampires ist seit seinem ersten Auftreten eine starke Wahl. Wenn man jedoch zurückblickt und sich die Liste ansieht, die von Seth Manfield bei der Pro Tour Murders at Karlov Manor gespielt wurde, stellt man fest, dass sich das Deck seitdem weiterentwickelt hat. In diesem Artikel gehe ich auf die am häufigsten gespielten Decks in Pioneer ein und überprüfe, wie erfolgreich verschiedene Konfigurationen in den letzten 20 Tagen in Turnieren waren.

Zustand des Formats

Derzeit sind Izzet Phoenix und Rakdos Vampire die beiden beliebtesten Decks. Sie machen etwa 40% des Feldes aus. Amalia Combo, Waste Not, Lotus Field und Bring to Light machen zusammen etwa weitere 30% des Feldes aus.

Interpretationsbeispiel

Rakdos Vampires ist das Deck mit der höchsten Spielrate: 22,5% aller in den letzten 20 Tagen registrierten Decks gehörten zu diesem Archetyp. Die durchschnittliche Gewinnrate dieses Decks betrug 52,56%. Wir sind zu 95% sicher, dass die wahre Gewinnrate von Rakdos Vampires zwischen 51,36% und 53,76% liegt. Die Anzahl der Matches, die in diese Analyse einbezogen wurden, beträgt 1463.

Rakdos Vampire

Jedes Deck, das mindestens drei maindeck Vein Rippers und Sorin, Imperious Bloodlords enthält, zählt als Rakdos Vampire Deck.

Beispiellisten: https://www.mtggoldfish.com/archetype/pioneer-rakdos-vampires

Archfiend of the Dross

Interessanterweise gibt es fast eine gleiche Aufteilung zwischen Listen, die AotD (Archfiend of the Dross) dreimal in ihren 75 Karten spielen, und Listen, die ihn überhaupt nicht spielen. Die beobachteten Gewinnraten sind jedoch sehr deutlich. Anscheinend ist die Version, die Archfiend of the Dross spielt, stärker als die Version, die AotD nicht spielt. Archfiend of the Dross wird gespielt, weil er sehr stark gegen Izzet Phoenix ist und generell in den meisten Matchups anständig abschneidet. 

Für Decks mit roter Entfernung (wie Izzet Phoenix) ist diese Karte problematisch, da alle roten Entfernungen auf Schaden basieren und normalerweise 5 oder weniger Schaden verursachen. Diese Karte wird so lange stark bleiben, wie Izzet Phoenix ein grosser Teil des Pioneer-Metagames ist und solange die meisten Decks kein Heartless Act spielen.

Heartless Act

Es scheint sich auszuzahlen, gegen all diese Archfiends zu beten. Decks, die Heartless Act spielen, hatten mehr Erfolg als Decks, die es nicht tun. Die Entscheidung, wie viele Heartless Acts man spielen sollte, ist ein feiner Balanceakt – man kann nicht einfach vier davon ins Hauptdeck stecken und es dabei belassen. Die Karte gewinnt sofort das Spiel gegen Archfiend of the Dross und ist gut gegen die meisten Kreaturen. 

Sie ist jedoch sehr schlecht gegen Kreaturen mit Marken. Man sollte die Anzahl der Kreaturen mit Marken nicht unterschätzen. Allein die Betrachtung der drei Top-Decks in Pioneer im Moment: Rakdos Vampires hat Sorin, der Marken verteilt. Izzet Phoenix hat Ledger Shredder mit Marken und Amalia Combo hat einige Kreaturen mit Explore.

Sheoldred, the Apocalypse

Es scheint, als wären die Tage von Sheoldred in Rakdos Vampires vorbei – zumindest haben Spieler, die sich entschieden haben, Sheoldred nicht zu spielen, die beste Gewinnrate erzielt. Persönlich denke ich, dass dies eine Folge davon ist, dass Archfiend of the Dross gerade sehr stark ist. Beide besetzen denselben Platz für eine 4-Mana-Kreatur im Deck. 

Sheoldred ist gut in Matchups, bei denen ihre statischen Fähigkeiten mehr wert sind als eine 6/6 Kreatur mit Flugfähigkeit. Ein solches Matchup ist Lotus Field; das Spielen mehrerer Pore over the Pages ist sehr schmerzhaft, wenn sie im Spiel ist.

Izzet Phoenix

Jedes Deck, das 4 Arclight Phoenix enthält und Fiery Impulse verwendet, gilt als Izzet Phoenix Deck. Beispiellisten dazu findet man auf mtggoldfish. Sample lists on mtggoldfish

Izzet Phoenix ist ein Midrange/Combo/Tempo-Deck. Es verwendet eine Vielzahl von Cantrips, um sowohl die Hand als auch den Friedhof zu formen, um einen Combo-Zug vorzubereiten, bei dem eine Reihe von Arclight Phoenixes wiederbelebt wird. Es verfügt über ein Sideboard, das es ihm ermöglicht, seine Strategie zu ändern, um kontrollierender zu sein, indem es viele Counterspells einbaut. Es kann sich auch so umkonfigurieren, dass es weniger abhängig vom Friedhof ist, indem es Karten wie Cackling Drake und Young Pyromancer verwendet.

Temporal Trespass und Galvanic Iteration

Zusätzliche Details zu diesen Karten können hier integriert werden, abhängig von ihrer Relevanz im aktuellen Metaspiel oder spezifischen Interaktionen innerhalb der Decks.

Die meisten Izzet Phoenix-Listen führen Temporal Trespass und Galvanic Iteration. Überraschenderweise wurden die Spieler für diese Wahl nicht belohnt, und Listen, die kein Temporal Trespass verwenden, hatten die höchste Gewinnrate. Die meisten Spieler setzen 1 Temporal Trespass und 1 Galvanic Iteration ein, daher ist unsere Stichprobengrösse der anderen Konfigurationen recht klein, also sollte man diese Prozentsätze mit Vorsicht geniessen. 

Als Phoenix-Spieler wirst du viele Spiele erleben, in denen du Temporal Trespass nicht ausspielen kannst, da es schwer zu wirken ist und du eine gewisse Präsenz auf dem Spielfeld benötigst, damit es sich überhaupt lohnt. Aber vielleicht ist es an der Zeit, mit Alternativen zu Temporal Trespass zu experimentieren, die häufiger nützlich sind. 

Es könnte auch sein, dass das Spielen von Temporal Trespass korrekt ist, aber die Spielweisen einfach etwas schwieriger sind als das Spielen anderer Karten in diesem Slot. Das würde erklären, warum es so oft gespielt wird: Die besten Spieler haben Erfolg damit und alle anderen Spieler kopieren einfach, was sie sehen, obwohl sie damit weniger erfolgreich sind.

Antwort zu Rakdos Vampires

Kürzlich hat Brazen Borrower an Beliebtheit gewonnen, um Rakdos Vampires zu schlagen. Ähnlich werden neue Optionen wie Beacon Bolt erkundet, um eine bessere Chance gegen Archfiend of the Dross und Vein Ripper zu haben.

Es scheint, dass Beacon Bolt zu situativ ist und wirklich keinen Platz in Izzet Phoenix verdient. Theoretisch mag ich diese Karte. Wenn du sie mit Free the Fae (das Instant-Adventure von Picklock Prankster) mühst, kannst du sie später für ihre Jump-Start-Kosten ausspielen, falls du sie brauchst. Meistens wird sie genug Schaden verursachen, um selbst die grössten Kreaturen zu zerstören, und bietet dir eine klare Antwort auf grosse Flugkreaturen wie Archfiend of the Dross oder Dromoka. Allerdings sind 3 Mana viel und sie konkurriert mit Prismari Command, das eine Kreatur und ein Hass-Artefakt (wie Damping Sphere oder Unlicensed Hearse) zerstören kann.

Die Daten verraten uns nicht viel über Brazen Borrower, da fast jeder ein oder zwei Exemplare in seinen 75 Karten inkludiert hat. Es ist bemerkenswert, dass dies ein deutlicher Unterschied zu vor einigen Monaten ist (lesen Sie: vor der Pro Tour, die Rakdos Vampires einführte). Zu dieser Zeit war es ein Randphänomen, das in einigen Sideboards zu sehen war. Jetzt sehen wir diese Karte häufiger, da sie auf Leyline of the Void und Vein Ripper reagiert. Beide Karten werden oft gespielt, ohne ihre Manakosten zu zahlen (die eine durch die Pre-Game-Aktion, die andere durch Sorin), daher bedeutet das Zurückschicken dieser Karten nicht unbedingt, dass der Gegner sie leicht neu ausspielen kann.

Spell Pierce

Die Stärke von Spell Pierce hängt vom aktuellen Spielfeld ab. Die Daten legen nahe, dass die meisten Spieler nicht die optimale Anzahl laufen, da nur ein einzelnes Spell Pierce im Hauptdeck + Sideboard eine höhere Gewinnrate hatte als jede andere Anzahl (nur zwei Spieler registrierten eine Liste ohne Spell Pierce). Izzet Phoenix hatte den grössten Erfolg mit einer Konfiguration, die einfachen Hauptdeck-Zugriff auf die Phoenixe bietet – jedes Spell Pierce macht es schwieriger, die notwendigen drei Instants und Sorceries zu verketten, um sie wiederzubeleben. 

Im Sideboard wählten die meisten Decks eine Kombination aus Negates und Mystical Disputes. Die insgesamt erfolgreichste Konfiguration war 1 Spell Pierce im Hauptdeck und 2 Negates, 3 Mystical Disputes im Sideboard. Dies ermöglicht es Izzet Phoenix, seinen Spielstil zwischen Spielen vor und nach dem Sideboard radikal zu ändern.

Datenquellen

Alle Daten kommen von veröffentlichten 
MTGO Decklists.

Jedes Pioneer-Turnier, das in den letzten 20 Tagen gespielt wurde, ist einbezogen. Dies betrifft den Zeitraum vom 18. März 2024 bis zum 06. April 2024. Ergebnisse aus Ligen wurden nicht einbezogen. Die Daten wurden mit einer Software gesammelt, die ich geschrieben habe. Sie ist verfügbar auf GitHub.

Über den Author

Ich mag es, Magic zu spielen und über Pioneer zu sprechen. Generell macht es mir Spass, alle Video- und Karten-Spiele, die ich mag, zu analysieren. In Zukunft möchte ich mir die anderen beliebten Decks im Format wie Amalia Combo, Waste Not, Bring to Light und Lotus Field genauer ansehen. Wenn Ihr Kommentare habt oder einen Vorschlag für ein Artikelthema, kontaktiert mich bitte unter dimitri.wessels@gmail.com. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören!